ich bebildere/ver-bildere mein leben. ich gehe von beobachtungen aus, die sich mir anbieten und verfremde sie oder dokumentiere bloß. das mache ich gerne, weil es einfach ist. und es handelt sich immerhin um eigene erfahrungen. das heißt, ich habe meine informationen gewissermaßen aus erster hand. das erscheint mir wichtig, weil ich der ansicht bin, dass das meine einzige möglichkeit ist, originaleund originelle arbeiten zu erreichen. ich kann das sagen, weil ich mich ja kenne.
beeinflusst ist man sowieso. und mich zu einem guten teil an unbewußtes zu halten, unbewußt zu handeln, meine einzige möglichkeit, zu ergebnissen zu gelangen, von denen ich annehmen kann, dass sie einigermaßen von mir stammen.
natürlich wirkt die summe meiner erfahrungen darauf ein. zieht durch einen filter, was ich beobachte. aber einen teil dieser filterbestandteile kann ich wenigstens selbst wählen und zwar in der wahl meiner lektüre, der musik, die ich höre, der gespräche, die ich führe und nicht führe.
es stimmt, dass ich damit dem original und der autorenschaft das wort rede, aber zum gegenwärtigen zeitpunkt bin ich als mensch mit mangelndem selbstwertgefühl noch nicht soweit, diese möglichkeit zu reden und aussagen als von meiner person herleitbar verstanden zu wissen, ungenützt vorbeigehen zu lassen.
noch ist es mir wichtig, weil es meine existenz festschreibt. es beweist mir, dass ich existiere. dass ich etwas gesagt habe.
ich habe noch keine andere wahl, als von mir selbst auszugehen. vielleicht habe ich die gar nicht. und deshalb bebildere und schildere ich mein leben. ich erfahre alles emotional. und brauche zu vielen dingen und menschen distanz, weil ich mit ihrem einfluss emotional überfordert wäre. aus einer gewissen distanz betrachtet sind sie mir aber sehr wichtig. ich kann ja nicht davon ausgehen, dass nur, was mich nicht überfordert, gut ist. darum informiere ich mich, indem ich lese, höre, fernschaue und so den kognitiven (bewußten) teil meiner arbeit verrichte.
ich handle unbewußt, indem ich bilder und sätze sammle.
ich handle bewußt, wenn ich auswähle, wie und ob ich sie verwenden werde.
wahrscheinlich verschwimmen die grenzen.
das ist meine grundsätzliche arbeitsweise. die ändert sich nicht, denn ich denke, in diesem punkt werde ich mich als mensch ebenfalls nicht mehr ändern.
meine möglichkeiten sind also begrenzt. was ja nicht nur mir passiert. man hat nicht unbeschränkt die wahl.
ich nähere mich meiner arbeit sehr spielerisch. ich bin ein improvisierer (improvisator?), mag spontane erfindungen und sachen, die mir zufliegen. ich mag es, wenn sachen nicht schwer sind, wenn sie mich beweglich lassen. papier zum beispiel. sprache zum beispiel. ich spreche von der materie an und für sich.
nicht vom inhalt. ich bin versucht zu sagen: der inhalt entsteht durch die form.
wobei ich die wahl der farbe zur form zählen würde, obwohl sie eben auch gleichzeitig inhalt ist. ein vegetarisches essen, das auf einem tablett serviert wird, ist eindeutig einmal inhalt, weil ich es aufessen werde. zugleich ist es aber auch ein vegetarisches essen, was bedeuten kann, dass ich nicht möchte, dass tiere für mich getötet werden. also ist es auch eine gewählte form.
ich habe vor einiger zeit eine farbauswahl getroffen, jetzt liegt sie mir vor und ich arbeite damit. ich stelle das fest, weil ich gerade versucht war zu sagen, die farbauswahl wäre mir unwichtig. richtig ist, dass ich viel wert darauf lege (abgesehen von vorhin erwähnter auswahl), nicht zuviel wert darauf zu legen.
das heißt, dass ich auf eine sorgsame rotzigkeit (räudigkeit, frechheit, geschmacklosigkeit) wert lege. ich hab es gerne nicht zu fein. ich verwende gerne unnatürliche farben oder jedenfalls farbkombinationen, die in der natur so nicht vorkommen. ich möchte nicht, dass die arbeit als mobiliar vereinnahmt werden kann.
sie soll farblich eher an verpachungsplastik erinnern, das zu lange dem sonnenlicht ausgesetzt war. oder billigen plastikgegenständen, die man leicht in papierwarengroßhandelsketten kaufen kann.
man kann das trotz nennen. soll man. mir doch egal.
es ist eine art “schlechte” musik. es soll eine art geschwindigkeit sein.
so kommt sie hinein, und indem ich dann danebenspringe, kommt sie wieder weg.
es muss also energie weg. es wird schnell, dann beginnt der kolben zu reiben, es frisst sich fest, die sache wird heiß, explodieren wird sie wahrscheinlich nicht. aber kabelbrand allemal. was weiß man schon. man ist sich nicht sicher.
das danebensteigen ist eminent wichtig. das daran vorbei steigen. danebensetzen.
das ist eine meiner liebsten expeditionen. bedeutungen verkehren. inhalte verändern.
ist ein kelomat, der im altpapier liegt, ein kelomat oder ein kelomat im altpapier oder altpapier oder einfach ein störender fremdkörper? ist die altpapierkiste noch eine altpapierkiste oder stimmt der name nicht mehr? wenn ich das altpapier in den kühlschrank lege, ist der kühlschrank dann ein altpapierkontainer?
oder ist da einfach etwas fehl am platz? was darf ich, was darf ich nicht?
was stimmt? was erzählt man mir? wer erzählt mir was? was nehme ich zur kenntnis? warum das und nicht anderes?